Die Notwendigkeit einer neuen Form des Miteinanders in der vernetzten Gesundheitsgesellschaft fordert ein neues Paradigma des tätigen Zusammenhandelns zwischen allen (nicht nur professionell) am Gesundheitsgeschehen Beteiligten. Dieses Projekt bezeichnen wir als Neue Versorgungskommunikation. Neu daran ist, dass sie weder der konsequentialistischen Praktiken der traditionellen Public Relation (PR) noch auf gesinnungsethische Manipulationstechniken einer Marketingkommunikation setzen, wie sie der postmoderne Abschied von der Wahrheit als zeitgemäß suggeriert. Das individuelle und kollektive Gesundheitsgeschehen ist zahlreichen Kampagnen der Desinformation ausgesetzt, die sich in einer absatzorientierter Marktlogik begründet, der wir zurecht mit einem hohen Maß an Skepsis begegnen werden.
Die Neue Versorgungskommunikation ist ein Gegenentwurf, der verantwortlich in seinen Zielen, genügsam hinsichtlich seines Auftretens ist. Gleichzeitig verfolgt dieser Entwurf das Prinzip der Befähigung als Leitidee für ein Gelingen von Gesundheit und agiert kooperativ im Sinne des Modells der Coopetition.
Damit sind die vier Essenzen für eine Neue Versorgungskommunikation gesetzt. Unter Essenz verstehen wir im Rahmen der Neuen Versorgungskommunikation eine Wesenheit im Sinne einer normativen Zielstellung. So sollten Gesundheitseinrichtungen, professionell am Gesundheitsgeschehen Beteiligte und individuellen Kompetenz- und Leistungsträger ihre Kommunikation ausrichten.
Die vier Essenzen, die wir als konstante Leitlinien betrachten wollen, sind nicht nur einfache Behauptungen, sondern tief verwurzelte Überzeugungen, die aus einem breiten gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskurs hervorgehen. Um diese Essenzen mit Leben zu füllen und sie kontinuierlich zu validieren, bedarf es einer deliberativen Praxis, die alle einlädt, die aktiv an der Ausgestaltung und Verhandlung mitzuwirken.
Die Deliberation bezieht sich auf und wird nicht als einmaliger konstituierender Akt verstanden.
Stets provoziert die dynamische Veränderung im Gesundheitswesen die realitätsnahe Reflexion und praktische Integration, um zu einer Versorgungskommunikation aus Gründen zu kommen. Je individuelle sind eine Form von Komplexitäten im Versorgungsalltag. Fälle, die entlang von Gründen bearbeitet werden. Jede Perspektive ist im Rahmen der diskursiven Deliberation von unschätzbarem Wert. Wert ist dann keine abstrakte Orientierung im Sinne einer imperativen Aufforderung entlang eines gesinnungsethischen Vorgabe, sondern zeigt sich als reflektierte Dimension im Handeln aus normativen Gründen.
Damit avanciert die Neue Versorgungskommunikation zur Wertschöpfung in Gestalt eines Beitrags für eine Kultur gelingender Gesundheit, der sich ökonomischen Zielen nicht verweigert.